Corona Warn App wird deutlich teurer - Digitalisierung in Deutschland
Deutliche Kostenexplosion bei der Corona Warn App. Ist das ein Spiegel der deutschen Digitalisierung?

Die Corona Warn App gibt es seit Juni 2022 in den App Stores von Apple und Google. Sie soll während der Pandemie dabei helfen Kontakte nachzuverfolgen. Später wurde auch die Funktion zur Speicherung von Impf-, Test- und Genesenenzertifikaten eingeführt. Das digitale Nachverfolgen von Kontakten sollte Gesundheitsämter entlasten und weitere Ansteckungen minimieren. Der Auftrag für die Entwicklung wurde an SAP und T-Systems erteilt, welche beide keinen wirklich Track-Record für die Umsetzung von mobilen Apps haben.
Technisch gesehen gab es bei der Entwicklung der Basisfunktionen der App auch wenig Herausforderungen. Sowohl Apple, als auch Google, haben ein Exposure Notification Framework zur Verfügung gestellt, welches lediglich nach deren Vorgaben in eine App integriert werden muss. Für eine vorgegebene Grundfunktion, die nur leicht verändert eingebaut werden muss, waren die ursprünglich angekündigt 20 Millionen Euro Entwicklungskosten schon eine stolze Summe.
Durch Weiterentwicklungen zum Datenschutz, Checkin für Events, Tagebuchfunktion, Zertifikate und EU-weitem Austausch von Informationen sind die Kosten für die App allerdings weiter angestiegen. Anfang Januar 2022 wurden die Kosten für die Corona Warn App für das Jahr 2022 vom Bund mit 70 Millionen Euro geschätzt. Insgesamt sollen die bisher ausgezahlten Kosten bei 160 Millionen Euro liegen. Was wurde angegeben, was man für 70 Millionen Euro bekommt? Dazu zählen vor allem Entwicklungskosten, Serverkosten, Support, Anbindung von Teststellen und ein eingefärbter QR Code, der schneller den Impfstatus erkennen lässt.
Bei solch enormen Kosten ist es interessant zu sehen, was der Bund als Zwischenbilanz zu 2 Jahren Warn App sagt. Die Benutzung der App liegt bei 33,8% der Bevölkerung und es wurden 195 Millionen Testergebnisse digital übermittelt. Bei einer Nutzerzahl von 28.14 Millionen Deutschen und Kosten von 160 Millionen Euro entspricht das einem App Preis von 5,68€ pro Nutzer. Sehen wir uns Apple iOS Store an, so liegt die Corona Warn App damit in den oberen 2% der teuersten App Preise.
Während die ursprünglichen 20 Millionen Euro Entwicklungskosten mit einer schnellen und verlässlichen Lösung zum Beginn der Pandemie gerechtfertigt waren, sind das die weiteren und extrem gestiegenen Kosten nicht mehr. Die Frage ist, warum die Kosten trotz nur kleinerer Updates und Funktionen so explodieren und warum diese so bereitwillig vom Bund gezahlt werden. Es steht ausser Frage, dass eine App zur digitalen Kontaktverfolgung hilfreich ist, jedoch sind die Zahlungen an Telekom und SAP auch in internationalen Nachrichten bereits zu Beginn der Pandemie kritisiert worden.
Wo liegen im Vergleich die Entwicklungskosten von anderen ähnlichen Apps? Finnlands Koronavilkku App hat ein Budget von 6 Millionen Euro mit ursprünglichen Entwicklungskosten von 147.000€. Frankreichs TousAntiCovid App kostet inzwischen über 2.2 Millionen Euro. Polens ProteGO Safe App hat Kosten von 1.3 Millionen Euro verursacht. In Spanien sind wir bei Radar Covid bei 2 Millionen Euro. Alle EU Länder sind nicht nur weit hinter den ursprünglichen Entwicklungskosten der Deutschen Lösung, sondern auch bei den Gesamtkosten bei einem Bruchteil davon - selbst bei teilweiser höherer prozentualer Downloadzahlen wie in Finnlands Fall.
Ein entscheidender Faktor ist der Stand der Digitalisierung und eine Unwissenheit mit digitalen Apps und Entwicklungsprojekten umzugehen. Hierbei wird im öffentlichen Bereich gerne die Verantwortung abgegeben und dafür extrem hohe Kosten in Kauf genommen. In unserem nächsten Blog Artikel gehen wir näher auf die Hintergründe davon ein und wie man dagegen vorgehen kann.